In der Handschriftensammlung des St. Petersburger Konservatoriums befindet sich seit 1889 das Manuskript des Klavierkonzerts f-moll op.16 von Adolf Henselt in der 1845 von Robert Schumann erstellten Orchesterfassung.
Den Entschluss, dieses Werk zur Aufführung zu bringen, fasste das Ehepaar Schumann im April 1844 während seiner Konzertreise durch Russland. Clara Schumanns Konzertrepertoire von Werken mit Orchester war nicht allzu umfangreich, daher versprach eine neue Komposition Vorteile. Auch für Henselt, der seit 1838 in der Zarenhauptstadt im Exil lebte, war eine Premiere des Klavierkonzerts in einer der europäischen Musikmetropolen von großer Bedeutung.
Das Konzert wurde am 5. Oktober 1845 im Saal des Leipziger Gewandhauses uraufgeführt, Clara Schumann spielte unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy. Dieser Uraufführung ging intensive Arbeit Robert Schumanns voran, welche sich auch im Briefwechsel mit Adolf Henselt widerspiegelt:
"Das Konzert ist so schwer wie zwei, sehr angreifend... Die Kunst der Instrumentierung als Orchesteraccompagnement ist eine ganz andere wieder. Du hast viel zu symphonisch instrumentiert... Die Posaunen haben wir ganz weggelassen, sie sind durchaus störend, dann hab' ich...sehr viel in den Blasinstrumenten gestrichen. Hörtest Du, wie es jetzt klänge, ich glaube, Du wärest zufrieden damit..."
Henselt konnte die Uraufführung seines Werkes nicht hören – im Unterschied zu den Kritikern, die das neue Konzert, gelinde gesagt, kühl aufnahmen. Enttäuscht verlangte Henselt sein Manuskript zurück und gab die eigene Fassung 1847 als endgültige heraus.
Die Fassung Robert Schumanns wiederum blieb erhalten, aber ohne Beachtung im Archiv liegen, bis ich, Lev Vinocour, sie 2010 zum ersten Mal seit 1845 in Wien aufführte und die Ersteinspielung vornahm. Diesmal hat das Konzert erfreulicherweise Gefallen bei den Zuhörern gefunden!