Nach eigenem Bekunden schrieb Franz Liszt in den 1830er Jahren "Millionen Noten". In diese Periode gehört auch "De Profundis", Psaume instrumental für Klavier und Orchester. Es ist die erste und zugleich die kühnste Komposition Liszts für solche Besetzung. Das in freier Form verfasste, einsätzige Werk, das auf dem 130. Psalm "Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir" beruht, sucht mit seiner überbordenden Virtuosität und als Ausdruck eines bedingungslos freien schöpferischen Geistes bis heute seinesgleichen.
Leider blieb das offenkundig in großer Eile hingeworfene Manuskript unvollendet und dem breiten Publikum 150 Jahre lang unbekannt. Dieses Werk - monumental und intim, ausufernd und bescheiden zugleich, viele bekannte Regeln der Tonsetzung verkennend – gleicht meiner Ansicht nach den besten Symphonischen Dichtungen Liszts.